Foto: Anja Mays
Anja – Mitglied im Tuukkaq- Kreis von Angaangaq – erzählt über ihren Weg als „Alltagsschamanin“
Mein Name ist Anja. Angaangaq hat mir den Namen Assagiarsuk gegeben. Dies ist „die eine mit den vielen Händen, die sehr tief berühren kann, sehr viel weiter als man dachte, dass es möglich ist“. Die vielen Arme sind mir dabei eine große Kraft – wie die Arme des Oktopusses, der damit sehr viel auf einmal an die Oberfläche bringen und heben kann. Eine Kraft, auf deren Suche ich war und die mich über eine Vision, einen Traum, zu Angaangaq führte.
Als wir uns begegnet sind, sagte er mir „…mach die Tür nie wieder zu… zur Schamanischen Welt, sie ist wundervoll … komm‘ mit mir und lerne“.
Inzwischen gehe ich schon 4 Jahre mit ihm, was mich schmunzeln lässt – und mich an meine Jugend erinnert. „Willst Du mit mir gehen“ fragten früher die Jugendlichen einander, bevor sie sich näherkamen, mehr Zeit miteinander verbrachten – und mit der Zeit intim wurden. Die Intimität entsteht durch das Wirken im Kreis dem ich verbunden bin und in dem sich die Mitglieder auf Seelenebene sehr nahekommen und gegenseitig unterstützen und wachsen.
Er hat mich gefragt, ob ich „einen langen Weg mit ihm gehen will“, und ich habe ohne Nachdenken JA gesagt. Und während dieses Weges berichte ich, wenn wir uns treffen, wen ich getroffen habe, was ich gesehen und gehört habe.
Seit 2020 bin ich Angaangaqs‘ persönliche Assistentin.
„Der mir von Angaangaq gegebene spirituelle Name Assagiarsuk bedeutet „die eine mit den vielen Händen, die sehr tief berühren kann“.
Foto: Doreen Wild
„Höre, höre, höre mehr, bis Du selbst eine lebendige Geschichte erzählen kannst“ – so höre ich Angaangaq zu mir sagen. Ich höre, beobachte und lerne in den Seminaren und Schamanischen Sitzungen, im Kreis, welche Ratschläge Angaangaq gibt – und wie die Lehren seiner Grossmutter Aanakasaa und seines Volkes alltagstauglich in der heutigen Zeit umsetzbar sind. Ich höre zu und beobachte, was im Außen geschieht – integriere es in meinen Alltag und führe hierdurch Veränderungen in mir selbst herbei. Wie mache ich das? Wenn ich Fragen habe, eine innere Weisheit in mir selbst ergründen möchte, gehe ich in die Stille. In der Meditation oder im Qi Gong finde ich innere Ruhe, am liebsten in einem Spiritual Walk direkt von der Haustüre aus. Wenn ich dann in der Stille bin, gehe oder am Feuer sitze und eine Antwort oder innere Weisheit erhalte, setze ich alles daran, die erhaltene Antwort lebendig zu machen. So wie ich vor 4 Jahren auch Angaangaq aufsuchte, nachdem ich einen Traum hatte.
Wenn ich in meiner Vergangenheit suchen möchte, beispielsweise meine Familiengeschichte ansehen, dann praktiziere ich die Zeremonie des Wurzelausgrabens. Zum Verändern räuchere ich oder entfache ein Feuer. Zur Visualisierung meiner Träume male, zeichne und schreibe ich (Kalligraphie), hole mir Inspiration über das Kartenlegen. Kurzum: ich wende viele Möglichkeiten an, entwickle sie mit meinen Rahmenbedingungen und in meinem Alltagsgeschehen weiter. Eine Schwitzhütte beispielsweise praktiziere ich – neben der traditionellen Zeremonie auf Mutter Erde mit Holz und Feuer – auf andere Weise: ich führe sie mit einer hierfür konzipierten Karten-Zeremonie durch. So wird sie zu meiner eigenen Zeremonie.
Mit dieser vertieften Selbsterfahrung kann ich dann anderen Menschen in der therapeutischen Begegnung, in der schamanischen Arbeit, in Gesprächs- und Erfahrungskreisen, meine eigene lebendige Geschichte erzählen. In diese sind die Lehren von Aanakasaa schon tief eingesickert – aber es gibt noch soviel zu entdecken. Meine alltäglichen Erfahrungen teile ich gerne humorvoll mit anderen Menschen.
„Meine alltäglichen Erfahrungen teile ich gerne humorvoll mit anderen Menschen.“
Foto: Doreen Wild
Dieses Alten Wissen hilft mir dabei, Menschen bei der Entdeckung ihrer eigenen inneren Weisheit und ihrer eigenen Zeremonien zu begleiten. „Gehe Deinen Weg mit praktischen Füssen“, wiederhole ich dann Angaangaqs Worte –mach es so wie es für Dich taugt, sodass es Deinen eigenen Geist anhebt. Dabei kommt es nicht auf die grossen Auftritte, grossen Zeremonien an. Ein spiritueller Walk kann direkt vor der Haustüre losgehen. Mit dem ersten Schritt, mit einer bestimmten Absicht.
Oder ich höre Menschen einfach zu – vielleicht trinken wir nur eine Tasse Kaffee zusammen – und dabei gibt es den entscheidenden Impuls – wir lachen zusammen und finden Worten aus dem Herzen wie nährender Honig.
Gemeinsam mit anderen Schamanisch Praktizierenden potenziert sich die Möglichkeit aber auch die Herausforderung der Erkenntis. Die Herausforderung ist dann, meinen Humor dabei nicht zu verlieren und auch das Stolpern als Teil meines Weges zu begreifen.
„Das Alte Wissen von Angaangaqs Vorfahren hilft mir dabei, Menschen bei der Entdeckung ihrer eigenen inneren Weisheit und ihrer eigenen Zeremonien zu begleiten.“
Foto: Doreen Wild
Angebote von Mitgliedern des Tuukkaq-Kreises finden sich hier.